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Wenn schon eine JVA im Esch - dann aber unbedingt so!


Grüner Ortsvorstand und grüne Gemeinderatsfraktion diskutierten überaus harmonisch über das Ergebnis des Architektenwettbewerbs für die künftige JVA. Ja, modisch gesprochen konnte man sogar meinen, dass der Siegerentwurf so etwas wie ein gemeinsames „Wow!“ auslöste. Nach dem Bürgerentscheid war das kontroverse Ringen um Pro und Kontra einer JVA im Esch ja Schnee von gestern. Nun ging’s tiefenentspannt ums Morgen, ums Bewerten der sozialen, ökologischen und architektonischen Qualität des Entwurfs, der soeben das Rennen machte.

Siegerentwurf im Architektenwettbewerb vom Testturm aus gesehen


Doch zunächst prangerten Rottweils Grüne die unzumutbaren Haftbedingungen in der heutigen Rottweiler Haftanstalt an. Die Überbelegung dort sei nur noch mit der glaubhaften Perspektive eines möglichst raschen Neubaus zu rechtfertigen. Die vorliegende Planung scheint funktional einen modernen Strafvollzug zu versprechen, der auf erfolgreiche Resozialisierung abzielt. Jörg Hügel betonte in diesem Zusammenhang auch den persönlichkeitsbildenden Wert von sportlichen Aktivitäten - etwa zum Abbau von Frust und Aggressionen. Seine Wunsch deshalb: „Der vorgesehene Fußballplatz soll ein wenig auf die Größe eines Rugby-Felds erweitert werden.“

Ingeborg Gekle-Maier war von der Architektur angetan. Von deren Schlichtheit und Einbettung in die Topografie, die die Höhenlinien nachempfindet. „Gelungen ist auch die Gestaltung des Zugangs und die konsequente Begrünung der Dächer“, so ihr Lob. Anderen gefiel ihr auch der vorgelagerte Wall, der Biotopen Räume bietet und die optisch die Wucht der nachgelagerten Mauer abmildert. Hubert Nowack hatte die zündende Idee, östlich der benötigten Fläche eine Anlage zum Gärtnern vorzusehen. Diese erlaubt sinnvolle Tätigkeiten für Häftlinge und wertet diesen Bereich zugleich auch ökologisch auf. Sollte dies etwa an Sicherheitsbedenken scheitern, wünscht Jörg Hügel sich dort die Anlage einer Streuobstwiese.

Falls dieses Projekt einschließlich der Versorgung mit erneuerbaren Energien tatsächlich eins zu eins realisiert wird, riskierte Frank Sucker die Überlegung, dass dieser Bau unterm Strich die Artenvielfalt im bisher ausgeräumten Esch sogar erhöht. Vor kurzem wurde diese Vision noch ökologisch als völlig „neben der Kapp“ verworfen und als „Ökoknast“ belächelt - nun könnte sie seriöses Programm werden.

Doch papierne Pläne sind geduldig. Daher pochten Rottweils Grüne darauf: „Entscheidend ist nun die Umsetzung.“ Finanzministerium und Landesrechnungshof könnten diesem ehrgeizigen Projekt, das für Strafvollzug wie für Gefängnisarchitektur neue Maßstäbe setzt, noch bös die Flügel stutzen. Deshalb ist das Wächteramt der Rottweiler Begleitgruppe weiterhin nötig. Bereits in dieser Frühphase wäre ein Gedankenaustausch zwischen Begleitgruppe und Architektenteam wünschenswert, um mit ihm über die weitere Einbindung des bürgerschaftlichen Engagements zu diskutieren. Etwa in kippeligen Phasen, in denen heikle Entscheidungen anstehen. Der bürgerschaftlich geprägte Weg war seit der Auseinandersetzung ums Bitzwäldle sicherlich manchmal quälend lang, mitunter leidenschaftlich und kontrovers. „Doch letztendlich hat er sich gelohnt“, betonen die Grünen in ihrer Pressemitteilung. Ohne ihn würde nun irgendwo eine grauenhafte Kopie des Offenburger JVA-Kolosses aufragen.

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