video_label

Wieviel Geld ist der Stadt der Radverkehr wert?


Gibt’s eine Messlatte, mit der man die Fahrradfreundlichkeit einer Stadt „berechnen“ kann? Das fragten sich die Grünen in der letzten Sitzung von Ortsvorstand und Gemeinderatsfraktion. Im Nationalen Radverkehrsplans 2020 aus dem Bundesverkehrsministerium wurden sie fündig. In diesem geht es darum, wieviel Geld der Radverkehr einer Stadt wert ist. Und diese Summe möchten die Ortsgrünen nun bezogen auf Rottweil erfahren.


Grundmelodie hinter dieser Anfrage ist die Überzeugung, dass Rottweil reif für eine Verkehrswende ist - hin zu nachhaltiger Mobilität. In besonderem Maß gilt dies für die prächtige historische Innenstadt mit ihrer hohen Aufenthaltsqualität. Frank Sucker meinte: „Wer diese von Lärm, Schadstoffen und Staus entlasten möchte, kommt neben anderen Maßnahmen um eine Förderung der Radmobilität nicht herum.“ Die Sitzungsrunde war sich einig, so dem Gemeinwohl zu dienen. „Denn wo immer man hinschaut - fahrradfreundliche Städte zeichnen sich durch hohe Lebensqualität aus“, schreiben die Grünen in ihrer Pressemitteilung.

Die Vorschläge des Verkehrsentwicklungsplans aus dem Jahr 2002 einfach abzuarbeiten, genügt nicht. Zu vieles hat sich seither geändert: Viele Autos und LKWs umfahren inzwischen die Innenstadt; der Fahrradmarkt brummt; Räder sind heute begehrte Lifestyleobjekte; die ersten Lastenräder tauchen in der Stadt auf. Und dank des E-Bike-Booms relativieren sich die topografischen Nachteile des hügeligen Rottweils immer mehr. Es lohnt sich also, mit frischem Blick über die Chancen von mehr Radmobilität nachzudenken und die Radinfrastruktur so zu gestalten, dass die Vorteile dieses Verkehrsmittels auch zum Zuge kommen: Es ist wendig, platzsparend, leise und emissionsfrei - und fördert die Gesundheit, denn Bewegungsmangel ist eine Hauptursache vieler Krankheiten.

Niemand polemisierte in der Sitzung, die Stadt unternehme rein gar nichts fürs Radfahren. Und niemand wetterte grundsätzlich gegen das Auto. Es wäre aber hilfreich, wenn das städtische Engagement für ein fahrradfreundliches Rottweil auch in Zahlen nachvollziehbar wird. Als vernünftige Messgröße taugt der Einsatz finanzieller Mittel pro Einwohner und Jahr. Der Nationale Radverkehrsplan 2020 nennt für Städte und Gemeinden einen jährlichen Finanzbedarf zwischen 8 und 18 € pro Einwohner.

Wenn der Rottweiler Ist-Zustand einmal ermittelt ist, können sich Verwaltung, Gemeinderat und Bürgerschaft daran orientieren. Vielleicht schärft diese Erhebung auch das Bewusstsein, Gelder gezielt dort einzusetzen, wo sie möglichst rasch möglichst viel Sicherheit für Radfahrer schaffen - insbesondere für Kinder und Senioren. Radfahren soll Spaß machen und keine Mutprobe sein. Und im Idealfall treten dann auch immer mehr Rottweilerinnen und Rottweiler in die Pedale, hoffen Rottweils Grüne.

expand_less