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Guido Speiser am Grünen Stammtisch: Neustart im sozialen Wohnungsbau wagen!


Ein Betrachter, der nur durchs schmucke Innenstadtkreuz flaniert, empfindet angesichts solcher Pracht Rottweil als wohlhabende Stadt, in der sich's gut leben und wohnen lässt. Guido Speiser vom Rottweiler Mieterverein warf am Grünen Stammtisch zum Thema „Städtische Baustelle sozialer Wohnungsbau“ einen Blick hinter die Fassaden. Auf Schattenseiten: unter anderem auf die lange Warteliste von Menschen, die hier Wohnraum suchen. Vor allem bezahlbaren. „Ja“, so Speiser, „der Wohnungsmarkt ist auch hier angespannt.“

V.l.n.r.: Grünen-Sprecher Jörg Hügel, Guido Speiser (Mieterverein)


Speiser machte wenig Hoffnung auf rasche Besserung. Im Gegenteil: Altersarmut nimmt zu, ebenso die Zahl von Singles und Alleinerziehenden. Und natürlich gilt es auch die Integration von Flüchtlingen zu stemmen. Hier hakte Ingeborg Gekle-Maier ein: „Unterschiedliche soziale Gruppen auf der Warteliste dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.“ Das schürt Sozialneid. Doch alle haben ein gleiches Recht auf ein anständiges Dach über dem Kopf. Speiser, der sich zu seiner „sozialen Haut" bekannte, kritisierte, dass die Stadt Rottweil angesichts dieser Herausforderung ohne Konzept dasteht. Das Wohnungsangebot sei sogar heruntergefahren worden. „Der Ausverkauf städtischer Mietwohnungen muss gestoppt werden und die Bedarfsliste muss Grundlage für die städtische Wohnungspolitik werden“, so brachte er seine Forderungen auf den Punkt. Das schuldet Rottweil dem Anspruch, soziale Stadt zu sein.

Vor allem fehlen kleine Wohnungen. Solche in der Innenstadt zu schaffen, ist bei der historischen Gebäudestruktur und dem Zuschnitt der Wohnflächen nicht gerade einfach. Dachgaupen und Aufzüge sind auch aus Sicht des Denkmalschutzes problematisch. „Vielleicht kann man da etwas von Ravensburg abspicken, das historische Gebäude erhält und doch auch stilvoll um neue Elemente ergänzt“, regte Frank Sucker an. Gekle-Maier plädierte dafür, auf jeden Fall die Leerstände darauf abzuklopfen, wieweit diese auch tatsächlich vermietbar sind. Einige erinnerten auch daran, dass das letzte Wort zur Nutzung des alten Spitals noch nicht gesprochen ist. Bietet dieses sich nicht geradezu an für bezahlbaren Wohnraum und neue Wohnformen?

Und der Randbereich? Da liebäugelte Speiser mit dem Baugebiet Spitalhöhe: „Vielleicht kann man noch was drehen.“ Dreißig Prozent der Wohnungen sollten dort sozial gebunden und nicht dem freien Wohnungsmarkt ausgesetzt sein. Ohne finanzielles Fördern geht das nicht.

Die grüne Stammtischrunde kam besonders in Fahrt, als Guido Speiser den Gedanken einer Wohnbaugenossenschaft ansprach. Grünen-Sprecher Jörg Hügel griff diese Idee begeistert auf: „Genossenschaften jagen nicht nach maximaler Rendite und können sich so eher sozialen und ökologischen Zielen verschreiben.“ An diesem Thema bleiben Rottweils Grüne dran. So sehr faszinierte sie der genossenschaftliche Gemeinschaftsgedanke, der in einer profitsüchtigen Wirtschaft wieder topmodern anmutet. Bengt Krezer sah auch unsere Stadt als eine Gemeinschaft, die niemanden hängen lässt. Und so verabschiedete sich Guido Speiser mit dem Appell: „Es ist an der Zeit, im Schaffen von bezahlbarem Wohnraum einen Neustart zu wagen.“


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