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Soviel Offenheit für Grün war noch nie: Landesgartenschau und Mobilitätswende


Kommunalpolitik kann richtig Freude machen. Die letzte Sitzung von grünem Ortsvorstand und grüner Gemeinderatsfraktion durchwehte jedenfalls ein Hauch von Ausnahmezustand. Nicht wegen der anstehenden Sommerpause, sondern weil zwei Weichenstellungen spannende Zeiten in der Stadtentwicklung verkünden: die erfolgreiche Bewerbung zur Landesgartenschau und die Chancen für eine echte Mobilitätswende, die auch den Radverkehr aufwertet. „So viel Offenheit für grüne Themen gab’s wohl noch nie“, ließ sich diese Hochstimmung deuten. Anlass genug für Ingeborg Gekle-Maier, spontan eine Flasche Sekt zu entkorken.

Ein biodiverser Garten, in dem es noch summt, flattert, krabbelt, hüpft...


Die Landesgartenschau 2028 ist zwar eine Herkulesaufgabe im Organisieren, Planen, Diskutieren und Entscheiden. Doch sie lohnt sich, denn sie ist, wie die Grünen mitteilen, „eine fantastische Chance, Menschen, Stadt und Natur zu bewegen“. Der grüne Ortsverband möchte jedenfalls konstruktiv mitmischen. Einige Schwerpunkte wurden schon mal abgesteckt: Für Ingeborg Gekle-Maier ist es wichtig, „auch die Ortsteile mit eigenen Attraktionen einzubinden“. Und Jochen Baumann reizte, „in dieser tollen Sache vieles in der Mobilität anzustoßen“.

Alle einte, dass angesichts des grassierenden Artensterbens die Biodiversität im Stadtraum eine zentrale Herausforderung ist. „Bienen brauchen Blüten“, brachte Hubert Nowack es knackig auf den Punkt. Neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen überdauern auch die kurze Spanne des Gartenschau-Events. Die Ortsgrünen wünschen sich aber auch eine Landesgartenschau auf der Höhe des digitalen Zeitalters. Begleitend zu traditionellen Schautafeln gehören dazu nach Frank Suckers Vorstellung auch „moderne digitale Informations-, Bezahl- und Leitsysteme - und selbstverständlich freies WLAN.“

 

Passend zum Thema Biodiversität stellten die Grünen sich anschließend die Frage: Erklärt sich Rottweil zur pestizidfreien Kommune? Der Einstieg ist ja bereits gemacht, nachdem durch beharrliches Bohren von Hubert Nowack die Stadt auf den Einsatz von Glyphosat verzichtet. Doch nun lag ein weiter gehender Antragsentwurf auf dem Tisch, der auf kommunalen Flächen einen schrittweisen Verzicht auf sämtliche chemisch-synthetischen Pestizide anregt. Aber auch bei Neuverpachtung für eine landwirtschaftliche oder gärtnerische Nutzung sollen Pestizide im Pachtvertrag ausgeschlossen werden. Gleichzeitig kommt es darauf an, die Bürgerschaft über die Bedeutung von Biodiversität in der Stadt zu informieren und ihnen giftfreie Möglichkeiten aufzuzeigen. Ausgerechnet Siedlungsgebiete sind oft letzte Rückzugsorte für bedrohte Arten, die in ausgeräumten Agrarlandschaften keinen Lebensraum mehr finden.

In der Antragsbegründung hält die Ökopartei es für bedenklich, Pestizide „Pflanzenschutzmittel“ zu nennen. Es sind vielmehr Gifte, die Menschen über die Nahrungskette erreichen. Und sie beseitigen nicht nur unerwünschte Wildkräuter oder Insekten, sondern auch Honigbienen, Wildbienen, Schmetterlinge und Fledermäuse. Fatal dabei: Bei ihrer Zulassung werden nur die einzelnen Wirkstoffe untersucht, nicht aber deren Wechselwirkungen untereinander. Das macht diesen Chemiecocktail etwa für Neugeborene besonders riskant. „Nummer sicher ist also nur das Vorsorgeprinzip“, meinen die Ortsgrünen abschließend.

Vertiefende Infos zu pestizidfreien Kommunen:

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