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Vorbild Schweiz: ein Make-up fürs Image des Öffentlichen Nahverkehrs


„Ja, es gibt Nachholbedarf im Öffentlichen Nahverkehr“, meinte Hans Keller von der Rottweiler Stadtbus GmbH eingangs am vergangenen Grünen Stammtisch zum Thema „Rottweils Stadtbus heute - und morgen?“ Und er formulierte sein Kredo so: „Der ÖPNV ist Daseinsvorsorge zum Wohle der Bürger.“ Diese Aussagen standen dann auf dem Prüfstand der Gesprächsrunde der Rottweil-Zimmerner Grünen. Es gab Einigkeit, aber auch mal mehr oder weniger hitzige Kontroversen.

Hans Keller (Stadtbus Rottweil) und Grünensprecher Jörg Hügel


Hans Keller scheint in seiner DNA mit einem Bus-Gen ausgestattet zu sein, denn sein Unternehmen steuert bereits die dritte Generation. Sein ganzer Stolz ist es, den Rottweiler Stadtbus eigenwirtschaftlich zu führen, also auf Steuergelder zu pfeifen. Er hängt also auf Gedeih und Verderb ab von „Leuten, die im Bus drin sitzen und zahlen.“ Und wie schafft man das noch besser? Keller setzt da künftig auf eine bessere Integration von Regional- und Stadtverkehr. Aber auch auf einen Mentalitätswechsel: „Wir brauchen für den Nahverkehr ein Image wie in der Schweiz. Davon sind wir weit weg.“

Dazu müssen Busse natürlich als Alternative zu anderen Verkehrsmitteln überzeugen. Beispielsweise indem sie flink und zuverlässig sind. Rottweils Straßennetz bietet leider kaum Raum für eigene Busspuren. Mehr Pünktlichkeit mahnte Tilo Schatter aus eigenen Erfahrungen an. Es klemme oft an der Schnittstelle Bus-Bahn. Keller räumte ein, dass es vorteilhaft wäre, von der Bahn stets rasch über die tatsächlichen Ankunftszeiten von Zügen informiert zu werden.

Überhaupt lassen sich die Vorteile des digitalen Zeitalters in Rottweil noch nicht voll ausspielen: Übeltäter sind die ungeflickten Funklöcher in der Innenstadt, die die zeitnahe Mitteilung der Ankunfts- und Abfahrtszeiten an die Buskunden verhindern. Kundenfreundlich wären auch beleuchtete, gut lesbare und verständliche Fahrpläne. Oder elektronische Anzeigetafeln etwa am Friedrichsplatz. Doch dagegen stemmt sich wieder der Denkmalschutz.

In die fernere Zukunft blickend meinte Keller: „Kunden müssen beim Nutzen des öffentlichen Nahverkehrs echte Vorteile erleben.“ Gerade auch im Hinblick auf den touristischen Ehrgeiz der Stadt denkt er an ein modernes Ticketing-System. Dieses bietet mit dem Fahrpreis auch finanzielle Vergünstigungen - etwa beim Besuch von Museen oder Veranstaltungen. Die Überlegung von Jochen Baumann, Autoverkehr bereits im Bereich Stadthalle abzufangen und die Besucher per Shuttle-Bus in die Innenstadt zu bringen, ließ Keller nicht völlig abblitzen. Im Unterschied zum Boris Palmerschen Verkehrskonzept, in Tübingen einen kostenlosen Nahverkehr einzurichten. Dazu meinte der Schwabe Keller skeptisch: „Was nix koschd, isch nix wert“.


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