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Ausstellung „Was konnten sie tun“ über den Widerstand gegen die Nazi-Diktatur

Eröffnung mit der Enkelin des berühmten Widerstandskämpfers Graf von Stauffenberg

Sophie Freifrau von Bechtolsheim


Berührt auch Grüne eine Ausstellung, die an den Widerstand gegen gegen die Nazidiktatur erinnert? Aber ja doch. Grünes Markenzeichen ist und bleibt die Ökologie. Doch das Ringen um den Schutz der Lebensgrundlagen ist elementar angewiesen auf Menschenrechte und eine lebendige Demokratie. Und diese sind nicht naturgegeben. Sind zerbrechlich - gerade in Schlechtwetterzeiten. So ist es sinnvoll, an finstere Phasen unserer Geschichte zu erinnern, in denen diese Rechte ausgelöscht waren. Diejenigen, die sich dennoch dafür einsetzten, riskierten damals ihr Leben. Auch Demokratie braucht Schutz wie die Natur.

 

Gedenkveranstaltungen wirken oft ritualisiert. Betroffenheitsminen. Selbstgerechte Urteile von Nachgeborenen. Wohltuend anders war die Eröffnung der Ausstellung „Was konnten sie tun“ im Alten Rathaus. Da sah man auch lockere junge Leute. Es wurde geschmunzelt, ja gelacht. Und auch die Reden zeigten Varianten, wie man zeitgemäß mit dem Erinnern umgeht. Bürgermeister Guhl prüfte sich sehr persönlich, wie er selbst sich wohl in der Nazizeit verhalten hätte. Er hielt sich anschaulich Zwänge und Verlockungen vors Auge, letztlich halt doch im breiten Nazi-Strom mit zu schwimmen. Es liegt ja so nahe, zunächst einmal Familie, Beruf, das eigene Leben zu schützen. Guhl fand keine Antwort. Betonte aber, man müsse sich heute widerwärtigem Fremdenhass, Antisemitismus entgegenstellen. Und er würdigte aktuell die Zivilcourage der getöteten Studentin Tugce.

 

Und dann sprach Sophie Freifrau von Bechtolsheim, die Enkelin des berühmten Widerstandskämpfers Graf von Stauffenberg. Sie skizzierte nüchtern Daten ihres eigenen Lebens: Geburt, Schule, Ausbildung, Familiengründung… Alles eher unspektakulär. Auch sie schwänzte die Schule, spickte ab. War zur Verblüffung mancher Lehrer also keine höhere moralische Autorität. Und doch hatte auch ihr Leben einen vorgefundenen familiären Rahmen, zu dem auch ihr bedeutender Großvater gehört.

 

Mit dem Wort „Widerstand“ tat sie sich sichtlich schwer. Auch Stalin leitete Widerstand gegen Hitler. Doch ehren wir ihn deswegen? Es ist heute so einfach, gegen etwas zu sein. Ihr Kind, selbst ihr Hund hätten am Tag ihrer Rede schon heftig Widerstand geleistet. „Widerstand“ im Sinne ihres Großvaters müsse also etwas anderes sein. Die Rednerin schlug uns Heutigen vor, Verantwortung fürs Allgemeinwohl zu übernehmen und entsprechend zu handeln. Der Ton ihrer Rede war unpathetisch, bescheiden, humorvoll. Sie verlieh ihren großen Vorfahren sehr menschlich-intime Züge. Die mögliche Rolle einer „Berufsnachfahrin“ des bekannten Widerstandskämpfers wies sie für ihr eigenes Leben weit von sich. Eine beeindruckende Frau.

 

Diese Ausstellung ist im Alten Rathaus vom 12. Dezember 2014 bis zum 9. Januar 2015 zu sehen.

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